„Was mich bewegt“ heißt eine Rubrik im Stern. Am 20.2. durfte ich sie füllen. „Mein Sohn hat vielleicht vergessen was es mit sich bringt, dass er mit mir auf Facebook befreundet ist. Ich kann Einiges von dem sehen, was er seinen Freunden so alles schickt. Meist interessiert es mich nicht. Doch am Wochenende postete er ein Video, auf dem er einen halben Liter Bier „ext“. Er sitzt, leicht verdruckst, auf einem schmuddeligen Sofa im Jugendraum, dankt, trinkt in einem Zug und „nominiert“ drei Freunde
So funktioniert das Spiel nämlich: Jugendliche „nominieren“ einander, ein Bier zu trinken, und filmen sich dabei. „Social beer game“, „Biernominierung“ und „Neknominate“ breiten sich auf Facebook schneller aus als ein Grippevirus.Mein erster Reflex war, meinem Sohn – öffentlich auf Facebook – die Leviten zu lesen. Zwar weiß ich, dass er mit Kumpels Bier trinkt, das nehme ich zähneknirschend hin. Predigten nützen ohnehin nichts. Aber „exen“ im Netz, für jeden sichtbar? Ich beruhige mich, dass es zumindest keinen zukünftigen Chef juckt, dazu ist es zu harmlos, zu gesittet.
Ja, ich finde das „Social Beer Game“ niveaulos und peinlich. Mein Sohn findet es – lustig.
„Kein Wodka, keine Mixgetränke“, sagt er. „Papa, es blieb bei einem Bier“. Wenn sich jemand sträubt, sei das okay. Der müsse lediglich eine Kiste Bier zahlen. Bier müsse es schon sein. Keiner seiner Freunde sei aber so doof, Hochprozentiges zu saufen, nur um ein Video zu posten. Das glaube ich ihm.
Langsam komme ich wieder runter. Mein Sohn wirkt kein bisschen verunsichert. Er wurde „nominiert“, hat getrunken, gepostet – und die Sache ist für ihn erledigt. Und ich frage mich: Worüber rege ich mich eigentlich auf? Immerhin räumt er ein, dass ihm das auf Ex getrunkene Bier nicht geschmeckt hat.“