Ai Weiwei ist doch der, der eine Ming-Vase fallen ließ? Das ist schon richtig. Und der eingesperrt wurde, weil er angeblich Steuern nicht bezahlt hat? Der sich selbst fotografiert hat, nachdem Polizisten ihn verprügelt hatten? Alles richtig.
Doch Ai Weiwei ist in meinen Augen vor allem der, der bedrückend und eindrücklich an die mehr als 5.000 Kinder erinnert, die beim Erdbeben 2008 in China starben, weil schlecht gebaute Schulgebäude einstürzten.Staatliche Stellen weigerten sich, die Zahl der Toten zu nennen, geschweige denn deren Namen. Deshalb hat Ai Weiwei durch „citizens’ investigation“ die Daten zusammengetragen. 5.196 Namen und Geburtsdaten stehen nun an einer Wand der Art Gallery of Ontario.
„Names of the Student Earthquake Victims Found by the Citizen Investigation“ heißt das bedrückende Werk. Die Namen sind in chinesischen Schriftzeichen notiert, für die meisten Besucher nicht zu entziffern. Doch die Geburtsdaten der Kinder sind zu lesen. Fünf, sechs Jahre waren die jüngsten alt. Nach einem Aufruf lesen Chinesen aus Toronto die Namen der getöteten Kinder vor.
Für „Straight“ hat der Künstler verbogene und verrenkte Stahlträger aus den Trümmern geborgen und in wochenlanger Arbeit geradeschmieden lassen. Die Eisenstangen hat er zu einem rostigen Feld gelegt, die ein wenig an das Holocaust-Mahnmal in Berlin erinnern.
Ai Weiweis humorvolle Seite: Zig „Mahlzeit“-Fotos, Katzenbilder und Portraits von Journalisten, die ihn Interviewen.
Ai Weiwei hat gerade eine große Ausstellung im AGO, der Art Gallery of Ontario in Toronto. „According to what?“ heißt sie. Was der Titel sagen will, ist zwar nicht selbstverständlich, die Schau aber spektakulär und auf alle Fälle sehenswert.