Toronto ist eine saubere Stadt. Clean gewissermaßen. Drogen? Nicht der Rede wert. Gibt es kaum. Aus Komikersicht könnte es an ihm liegen, an Bürgermeister Rob Ford. „He’s cleaning up the city by smoking all the crack in it.“
Und das mit einer einzigen Crackpfeife. Gemein, so etwas zu behaupten, nur weil Ford in einem Video an einer Glaspfeife nuckelt, rotgesichtig lallt und „fucking“ sagt. Überhaupt, wer ist denn vertrauendwürdiger: Ford oder die somalischen Drogendealer, die nicht nur Crack anbieten – sondern auch das Video. Kostenpunkt 200.000 Dollar.Zu viel für den Toronto Star – nicht aber für „die Masse“. Per Crowdfunding hat die Tratschseite Gawker mehr als die geforderten 200.000 Dollar eingesammelt. Hämischer Titel der Aktion: Crackstarter.
Spendierfreudigkeit zahlt sich aus: Wer 10.000 Dollar auf den Tisch legt, bekommt das Original-iphone, mit dem der Ford-Film aufgenommen wurde. 90 Sekunden vom Ende eines Politikers, der sich für unantastbar hält.
Gawker hält nun das nötig Geld in Händen, dafür sind die Somalier verschwunden, die das Video angeboten haben. Wissen sie nicht, dass das Geld da ist? Haben Sie Angst? Gibt es das Video doch nicht?
(UPDATE 18.7. : Nachdem sich die Besitzer des Videos nicht gemeldet haben, hat Gawker die 200.000 Dollar an mehrere kanadische Organisationen gespendet, darunter die „Somali Canadian Association of Etobicoke“. In Etobicoke lebt Ford. Dort soll auch das verschollene Video gedreht worden sein.)
Das Zitat über das Säubern der Stadt von Crack stammt von Late-Night-Mann Jon Stewart. Dieses hier auch: „You’re next, prostitution rings!“
Torontos Einwohnern ist Ford peinlich und das schon lange: Er wurde vom Garrison Ball hinaus komplimentiert, weil er unter Drogen stand. Kein Problem für ihn, sind doch Journalisten, die über Drogen reden, „pathologische Lügner“.
Er ließ sich ertappen, Werbebuttons an parkende Autos zu pappen. Er wurde gefilmt, wie er während einer Autofahrt Papiere las – wobei er nebenher gekonnt durch den Verkehr steuerte.
Er liebt Football. Er liebt das Team der Don Bosco Catholic Secondary School in Etobioke, sein Team, das er coachte, bis er jetzt rausgeworfen wurde. Dabei hat er für das Team Ratssitzungen geschwänzt und einen voll besetzten Linienbus beschlagnahmt, um die Buben durch den Regen heim zu fahren.
Er war vor Football-Begeisterung so blind, dass er auf dem Büttenpapier des Bürgermeisters 3.150 Dollar für sein Team einwarb. Dafür hat ihm im November ein Richter den Amtssessel unter dem Hintern weggezogen. Doch lange blieb Toronto nicht Ford-freie Zone, der Bulldozer-Politiker kam zurück.
Ford ist es gelungen, die Stadt zu spalten. Nicht nur in Anhänger und Gegner, sondern in Vorortbewohner (pro) und Innenstadtbewohner (contra), in Autofahrer (pro) und U-Bahn und Busfahrer (contra). Die Müllabfuhr privatisierte er, Bibliotheken wollte er schließen, was allerdings misslang, jedoch zeigte: Mit den Wissbegierigen und Kreativen der Stadt kann er nicht.
Im Oktober 2010 zog Ford ins Rathaus ein. Jetzt nennt er die Crackvorwürfe „lächerlich“. Lächerlich, ihm zuzutrauen, er rauche Crack. Veröffentlicht Gawker das Video, kann Ford sagen: Ich gestehe – aber es war lächerlich mir zuzutrauen, ich rauche Crack…
(Quelle der Screenshots: Ingiegogo.com)