Es scheint in der Natur von Buben zu stecken, mit Baggern zu spielen. Im Sandkasten überlassen sie Förmchen den Mädchen. Als Erwachsene den Hasenfüßen, Zauderern, zart Besaiteten. Echte Kerle baggern. Echte Kerle wie Rob Ford, Torontos stiernäckiger Bürgermeister. Er darf die Erde der Stadt aufbrechen, Gräben ziehen – und eine U-Bahn bauen.
Mit dem Versprechen, Schienen in den Untergrund zu treiben, hat er Herz und Wählerhand viele Vorortbewohner gewonnen, Angehörige der „Ford-Nation“. Er hat menschliche Gräben gezogen, die Fordianer abgegrenzt von diesen radfahrenden Kreativen, den Innenstadtmenschen, deren Handys klingeln, wählt man die 416. Seine Fans sind die 905er. Ford hat die Stadt gespalten – auch über die Frage der U-Bahn.„The war on cars is over“, polterte Ford, kaum gewählt. Schluss mit Plänen, Straßen mit Straßenbahnen zu blockieren. Kein Kampf der urbanen Besserwisser mehr gegen die Vorortbewohner und ihre Autos, die morgendlich über zu wenige Straßen in die Stadt mehr einschleichen denn einfallen. Autos gehören in Fords Welt auf Straßen, Züge unter die Erde.
In seinen Ohren schmerzt allein das Wort „Light Rail Transit“. „Leicht“ ist nichts für einen mit Fords Statur. „Toxisch“ allein schon der Name, urteilt die Lokalzeitung Star. Leicht war nur Fords Spiel, die „Brunnen zu vergiften“. Eine moderne Straßenbahn könnte Toronto haben. Provinz und Ottawa hatte sie bereits finanziert.
Jetzt also vergräbt Ford Milliarden unter Straßenniveau, um die Einwohner von Scarborough unterirdisch nach Downtown und wieder heim nach Suburbia zu schaffen. Er hat die Subway durchgepaukt, und die Ratsherren im Council folgten ihm.
Obwohl die Subway schlecht und teuer ist, wobei das in Toronto Tradition ist. Zwei Linien für eine Millionenstadt, mehr nicht. 3 Dollar die Fahrt. Manche Stationen tabu für Behinderte, unpassierbar für Kinderwagen.
Fakten scheren Baggermensch Ford nicht. 7 Stationen der geplanten, leichten Bahn, 47.000 Einwohner in Gehentfernung. Versus 3 Stationen und 24.000 jener 905er im Umkreis der neuen U-Bahn.
Geld? Milliarden und dreistelligen Millionen schwirren, Geld wird in Töpfen, über Konten und durch die Finger von Kassenwarten verschoben. 1,6 Milliarden, 1,8 Milliarden. Dollar, nicht Euro, das macht’s womöglich einfacher. Jungfernfahrt soll 2023 sein.
Stuttgarter fühlen sich daheim: Schienen im Untergrund, Stadt gespalten, elegante Lösung verteufelt, mehr Geld für weniger Leistung. Der Habitus von „Wir können alles außer Hochdeutsch“.
Buben wollen nicht aus ihrer Haut. Sie wollen buddeln. Unterirdische Denkmale bauen.
In Stuttgart gräbt ein Herr Grube ein Loch, in Toronto verkündet ein Herr Ford: „The war on cars is over!“
(Die Fotos zeigen altertümliche Streetcars.)